Nachruf Professor Dr. Winfried Pape
2009 in der Klangbrücke, Foto: Ullrich Stiens
Am Dienstag, den 21. Februar 2017 frühmorgens ist unser langjähriges Mitglied Professor Dr. Winfried Pape von uns gegangen.
Wir verlieren mit ihm einen hochgebildeten Wissenschaftler auf dem Gebiet der Musik der Avantgarde und auf dem Gebiet der populären Musik.
Er verfasste zahlreiche wissenschaftliche Beiträge unter anderem über frühe Prägung durch die Musik, Auswirkungen der Musik aus der Sicht der Gehirnforschung, soziologische Untersuchung über Verteilung von Präferenzen der unterschiedlichen Genres der Musik. Diese, und besonders hervorzuheben, sein Buch über das Violoncello, ein Referenzwerk über sein ureigenes Instrument, haben ihn international bekannt gemacht. Er ist Autor der Geschichte der Gesellschaft für Zeitgenössische Musik, wie sie 2014 veröffentlicht wurde.
Die Gesellschaft für Zeitgenössische Musik in Aachen ist Professor Winfried Pape besonders dankbar, dass er sich unermüdlich für das Verständnis und die Ausübung zeitgenössischer Musikpraxis eingesetzt hat
Wenn es um Musik und deren Bedeutung und ihrer Qualität ging, konnte er in Fachkreisen sehr kompromisslos sein.
Menschen aber, die mit der Musik des 20. und des 21. Jahrhunderts nicht vertraut waren, umwarb er. Um diesen in der neuen Musik nicht Erfahrenen Kenntnisse, schließlich Gefühle für das Neue zu vermitteln, gründete er die Reihe „Hören und sprechen über neue Musik“.
Die Idee war und ist, ohne Vorkenntnisse Musik anzuhören, darüber sprechen zu können, und gegebenenfalls unter seiner Anleitung, Hinweise zur Einordnung, zur Entstehungsgeschichte, oder zur Einschätzung des Gehörten zu bekommen.
Dabei nutzte ihm seine ungeheure Erfahrung in der praktischen Ausübung der unterschiedlichsten Musikstile, die er auch bei eigenen Erstaufführungen neuerer Kompositionen aber auch im Zusammenspiel mit Jazzgrößen wie Ekkehard Jost, Dieter Manderscheid, und vielen anderen gesammelt hat.
Er machte aus seiner Liebe zur Musik der Klassik, der Schönberg Schüler und besonders Bela Bartoks kein Hehl, zuletzt beschäftigte er sich mit dem Werk von György Kurtag.
Auf seine Lieblingsstücke, die ihn sein ganzes Leben begleitet haben, angesprochen antwortete er ohne nachdenken zu müssen, dass er die Arpeggione Sonate von Franz Schubert, die Cellosuiten von Johann Sebastian Bach und von Olivier Messiaen das Quatuor pour la fin du temps (deutsch: Quartett für das Ende der Zeit) ganz besonders geschätzt hätte.
Das hinderte ihn aber nicht, mit seinen Freunden Hausmusik zu betreiben und Melodien im Duo mit Saxophon oder Klarinette, oft unterstützt durch das Klavier, von Dave Brubeck, Thelonius Monk, den Beatles, Michel Legrand, Volkslieder aus Deutschland aus dem 15. Jahrhundert, französische Chansons, allen voran von Georges Brassens die Chasse aux papillon mit Augenzwinkern und Freude dem geladenem Publikum zu Gehör zu bringen, nachdem er ihnen klassisch, im Sinne der Hochkultur mit seinem Streichquartett eines der schwierigen Quartette von Joseph Haydn vorgetragen hatte.
An seinem 80. Geburtstag spielte er im Trio die von ihm selbst ausgesuchte Musik von Bela Bartok aus dem Mikrokosmos. Es war ein schönes unbeschwertes Fest im Garten und wir ahnten nicht, dass es das letzte dort mit ihm war.
Wir verlieren mit Winfried Pape einen engagierten Menschen für die Welt der Musik in ihrer ganzen Breite und einen Freund, ein Original, der gerne feierte und gerne diskutierte, besonders wenn es kontrovers zugehen konnte.
Wir vermissen ihn schon jetzt und werden ihn nicht vergessen.
Hans Walter Staudte